An dieser Stelle möchte ich meine persönliche Meinung zum Thema „Jacket“ anbringen. Und wie ich letzten Endes die Entscheidung für „mein Jacket“ getroffen habe.
Hat sich der Tauchanfänger entschieden, sich eine eigene Tauchausrüstung zuzulegen, wird er erst mal Informationen einholen wollen. Hat er nicht gerade einen erfahrenen Taucher an der Seite, sondern ist völlig auf sich gestellt, so wie Thorsten und ich, dann wird er versuchen, sich im Internet zu informieren. So jedenfalls haben wir es gemacht.
Doch da ging der Ärger erst los. Im Internet sieht man sich einer Masse von Angeboten gegenübergestellt, von namenhaften Herstellern, und jeder behauptet, seine Jackets wären die Besten. Liest man dann in Erfahrungsberichten, ist man hinterher genauso schlau wie vorher. Jedes Jacket, auch wenn es noch so gelobt wurde, hat doch irgendwo einen Besitzer, der nicht damit zufrieden ist. Zu deutsch: Liest man 100 Artikel, dann hat man 100 Meinungen. Und ist im Endeffekt keinen Schritt weiter.
Ich selber bin blutjunger Anfänger und möchte hier keine Empfehlungen abgeben, weder zu den einzelnen Jackets noch zu der Technik. Das kann ich nicht. Ich möchte nur berichten, was mich zu meiner Entscheidung bewogen hat.
Dazu in aller Kürze die Infos, mit denen ein frisch gebackener Taucher vielleicht etwas anfangen kann:
1. Das ADV Jacket
Das ADV Jacket wird von vielen alten Hasen als „ideales Anfängerjacket“ beschrieben. Ein Allrounder sozusagen. Die Blase des Jackets umfasst fast den ganzen Oberkörper. An der Oberfläche soll das Jacket ohnmachtssicher sein. Die meisten Tauchschulen haben diese Form des Jackets in der Ausbildung.
2. Das Wing Jacket
Das Wing Jacket hat seine Blasen links und rechts neben der Flasche. Im Brustbereich gibt es keine Blasen. Daher wird das Wing Jacket von Tec-Tauchern bevorzugt, die genügend Platz für eine doppelte Ausrüstung haben müssen. Aber auch von Fotografen wird das Jacket genutzt, da es eine stabile Unterwasserlage garantiert und man durch die fehlenden Blasen im vorderen Bereich eine große Bewegungsfreiheit hat. Wenn man ein bisschen stöbert findet man Wing Jackets, die sicherlich für den Tec-Taucher hergestellt wurden, aber es gibt auch Wing Jackets im Sporttauchen. Kritikpunkt des Wingjackets ist die nicht sichere Ohnmachtslage. An der Oberfläche kann es dazu kommen, dass man durch die aufgeblasenen „Flügel“ mit dem Gesicht ins Wasser gedrückt wird. Viele Taucher bezeichnen daher das Wing als ungeeignet für Anfänger und bemängeln die „Umgewöhnung“ vom ADV auf ein Wing.
3. Das Hybrid Jacket
Das Hybrid Jacket ist eine „Mischung“ aus einem ADV und einem Wing. Es ist also ein kleinvolumiges ADV Jacket mit aufgesetzter Wing Blase. Die Nachteile dieses Jackets ergeben sich aus den Nachteilen des ADV und des Wing Jacket. Wenn auch in abgschwächter Form. Insgesamt habe ich häufig darüber gelesen, dass es ein „Jacket für Ambitionierte und Fortgeschrittene“ sei.
Und was nehmen wir jetzt?
Ich bin folgendermaßen vorgegangen:
Ich habe mich zuerst einmal gefragt, wozu ich das Jacket einsetzen möchte. Tauchen – klar. Aber ich war mir auch schon darüber im Klaren, dass ich gerne unter Wasser fotografieren möchte. Also würde ich eine stabile Wasserlage unter Wasser bevorzugen. Ich hätte auch gerne ein Jacket, dass mehr als nur einen Schnellablass hat. Und ich lege Wert darauf, dass an meinem Jacket auch noch ein Fangriemen installiert ist, der meine Flasche zusätzlich sichert, falls doch mal die Schnalle aufgehen sollte. Und es sollten genügend Taschen und D Ringe vorhanden sein.
Soweit war ich schon mal. Jetzt kam die Frage: Wing, ADV, Hybrid?
Was mich persönlich am ADV in der Ausbildung gestört hat, war die „Einengung“, die ich verspürt hatte. Als Anfänger neigt man dazu, das Jacket an der Oberfläche derart aufzublasen, dass die Überdruckventile aufgehen. Schließlich hat man Angst, mit dem Gesamtgewicht der Ausrüstung unterzugehen. So ist das aber nicht. Es reicht, wenn man nur ein wenig Luft ins Jacket läßt. Ich habe diesen Fehler natürlich bei meinem ersten Freiwassertauchgang auch gemacht, und von daher weiß ich, wie unangenehm das sein kann, wenn man von dem Jacket fast erdrückt wird. Und wie eingeschränkt dann die Bewegung ist. Da ich persönlich viel Freiraum in jeder Beziehung brauche, auch unter Wasser, kam für mich das ADV nicht in Frage.
Hybrid. Hört sich doch gut an. Eine gute Zwischenlösung. Lange hab ich damit geliebäugelt. Ok, da wäre wieder das Problem der Blase, die sich auch vorneherum aufbläst, aber so gravierend wird das nicht sein. Ich konnte mich nicht entscheiden…denn eigentlich wollte ich das Wing. Das Wing hatte alles, was ich wollte, bis auf die ohnmachtssichere Lage. Ich hatte Bammel, dass ich an der Oberfläche ständig mit der Nase im Wasser hängen würde. Aber ich musste eine Entscheidung treffen. Bei näherem Hinsehen fiel mir dann auf, dass jedes Jacket irgendeinen Nachteil hat. Ein perfektes Jacket gibt es nicht. Man muss sich nur entscheiden, mit welchem Nachteil man leben kann.
Und wißt Ihr, für was ich mich letztendlich entschieden habe? Ich tauche mit einem Wing. Als Anfänger. Jawoll!
Und hier die Gründe:
1. Die Bewegungsfreiheit. Hatte ich ja schon erwähnt.
2. Die Umgewöhnung: Welche Umgewöhnung bitte schön? Ich bin Anfänger! Ich habe zwei Tauchgänge mit einem ADV gehabt. Da kann man nicht von „Gewöhnung“ sprechen. Ich muss mich an nichts neu gewöhnen. Das Jacket, das ich kaufe, an das gewöhne ich mich. So einfach ist das.
3. Die Fotgrafiererei: Die Lage unter Wasser ist einfach spitze!
4. Ohnmachtssichere Lage: Hier sage ich nur eins: Wenn ich bewusstlos an der Oberfläche treibe…wo ist mein Buddy? Zudem kann ich nur sagen: Wenn man das Wing an der Oberfläche moderat aufbläst, also nicht derart, dass die Überdruckventile aufgehen, dann bin ich kerzengerade im Wasser. Ohne die Tendenz, mit der Nase im Wasser zu liegen. Ich merke von diesem „Druck“ nichts! Wirklich nichts!
Das waren meine Überlegungen, die mich geleitet haben. Und wie ich feststellen durfte, war meine Entscheidung goldrichtig. Ich liebe mein Jacket! Damit Ihr das Gleiche sagen könnt, gebe ich Euch noch folgendes mit auf den Weg:
1. Geht erst mal unverbindlich in die Tauchgeschäfte und laßt Euch beraten. So haben wir das auch gemacht. Kauft Euer Jacket nicht einfach so im Internet. Man muss es probiert haben. Man muss wissen, ob es paßt. Ob es sitzt. Am Besten ist es, wenn der Tauchladen die Möglichkeit hat, das Jacket auszuprobieren, zB in einem Tauchturm. Oder Ähnlichem. Wir haben sicherlich fünf Tauchgeschäfte abgeklappert und uns alles von vorne bis hinten erklären lassen. Um überhaupt mal einen Eindruck zu kriegen. Die Verkäufer in den Läden sind wirklich nett und hilfsbereit, wir hatten nie den Eindruck, dass uns etwas „aufgeschwatzt“ werden sollte.
2. Fragt Euch, was ihr später mal machen wollt. Fotografieren? Tieftauchen? Nicht jeder hat das Geld, sich jedes Jahr ein neues Jacket zu kaufen, weil man seine Ansprüche geändert hat. Wenn es ein Wing wird, bitte auch nicht übertreiben. Es gibt Wings für Sporttaucher. Wenn man die Tec-Wings anguckt, dann werdet ihr schnell merken, dass DAS sicher kein Jacket für einen Anfänger ist. Zudem macht man sich lächerlich, wenn man mit so einem Wing zu seinem 3. Tauchgang erscheint. Achtet auf Taschen, Schnellablässe, D-Ringe und Fangriemen.
Zum Schluß möchte ich noch bemerken: Kein Jacket ist „wirklich schlecht“. Das Jacket ist nur so schlecht wie derjenige, der damit taucht. Das gilt auch für mich.
Ihr wollt wissen, womit ich tauche? 😀 Ich mache keine Schleichwerbung, aber es ist das „Cressi Back Jac…“
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Und bei uns gibt´s des auch 😉
Viele Grüße
Matthias
Mittlerweile kann ich wohl über mich sagen, dass ich ein recht erfahrener Taucher geworden bin. Du Matthias, der sich Anfänger schimpft, du hast mir und wohl vielen anderen auch eindrucksvoll und professionell erklärt, wie der eigentliche Weg zum Kauf eines Jackets funktioniert. Genauso sollte man es mit seinem ganzem Equipment machen. Der Preis spielt keine Rolle. Teuer bedeutet nicht, dass es für dich besser ist. Nur beim Automaten, dem Herzstück, meiner Meinung nach, mach ich keine Kompromisse. Wahrscheinlich albern, jedoch bekomme ich ein ungutes Gefühl, wenn das Produkt wenig kostet.
Vielen Dank, dass du es allen Interessenten so gut erklärt hast. Ich hatte nur das Internet, welches mir oft Fehlkäufe einbrockte.