„Mann, bin ich gebeutelt! Kann kaum noch den Stift in der Hand halten.“
Hape Kerkerling: „Ich bin dann mal weg“
Zu Fuß zu reisen ist die klassischste aller Reisemethoden. Nur mit dieser Methode hat der Mensch es geschafft, den ganzen Planeten Erde einzunehmen. Heutzutage wird es mehr in Form von Wanderungen gemacht, eine kurze, abgesteckte Wegstrecke, die zu einem Ziel führt. Und wenn man Menschen beispielsweise fragt, warum sie auf einen Berg gehen, lautet die beliebteste Antwort immer noch: „Weil er nun mal da ist!“
Dann gibt es da immer auch Menschen, die wirklich „reisen“, zum Beispiel auf den Pilgerstrecken des Jakobswegs. Seit Hape Kerkerling diese Reise unternommen hat, nahm das an Popularität zu. Zumindest fragten sich die Menschen wieder mehr, was den besonderen Reiz an solchen Reisen ausmacht. Ein Teil ist sicherlich die Tatsache, dass Menschen offenbar einen besonderen Sinn für Herausforderungen haben. Das gilt nun für die Pilger gleichermaßen wie für die Menschen, die auf Berge steigen. Es gibt Menschen, die diesen Drang in sinnlosen Wettbewerben ausleben und sich wundern, dass ihnen das nichts gibt. Andere entscheiden sich für etwas, das sie in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringt. Eine Bergwanderung oder gar eine Klettertour bringen neue Eindrücke mit sich. Man sieht die Welt im wahrsten Sinne des Wortes aus einer anderen Perspektive.
Die Perspektive ändert sich zwangsläufig, da man sich ja auf einen erhöhten Punkt begibt und auf die Welt hinabblickt. Doch auch bei den Pilgerreisen ändert sich die Perspektive, was man sehr schön in Kerkerlings „Ich bin dann mal weg“ nachvollziehen kann. Man trifft neue Menschen und wird auf Dinge aufmerksam, die man vorher vielleicht nicht bemerkt hätte. Wenn man aufmerksam ist, dann kann das sogar auf jeder noch so kleinen Wanderschaft passieren.
Das Gehen nämlich gibt uns ein gewisses Tempo vor. „Wandern“, das heißt nicht, dass man auf Tempo geht, weil man einen Marathon zu erledigen hat. Man läuft, nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell. Dinge, die etwa im Auto an einem vorbeisausen würden, bleiben nun zwangsläufig länger in unserem Fokus. Wenn die Strecke dann auch noch abwechslungsreich ist, zu einem Naturdenkmal führt, durch einen Wald oder eine andere schöne Landschaft, dann gibt es sehr viel zu sehen. Zu erfassen. Alles, was wir dann noch zu tun haben, ist, unserem Verstand zu erlauben, diese Dinge zu erfassen.
Geht man allein, dann kommt dem Verstand sowieso noch eine besondere Rolle zu, dieser fängt nämlich zu arbeiten an. Man denkt über viele Dinge nach, kommt auf dies und jenes und löst vielleicht sogar das eine oder andere Problem. Und wieder ändert sich die Perspektive.
Allerdings sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass Wandern oder gar eine Pilgerreise eine Wunderlösung bringt. Das ist nur das Mittel. Den Rest muss der Mensch selbst erledigen. Es mag ihm so vielleicht einfacher fallen, weil der Verstand endlich nicht von tausend Dingen abgelenkt wird, die täglich auf uns einströmen, aber es ist auch nicht einfach ein „Knopfdruck“, auf den eine bestimmte Reaktion erfolgt. Es ist trotz allem Arbeit zu tun.
Nun, auch wenn man sich nicht dazu durchringen kann, den ganzen Urlaub mit einer Pilgerreise zu verbringen, so ist es doch vielleicht eine Idee für eine Reiseaktivität, mal zu Fuß etwas zu durchwandern. Sich Zeit nehmen, verweilen. Man ist ja immerhin im Urlaub, und nicht auf der Flucht.
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