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Schlagwort: Ellwangen

Wandergenuss auf dem Kocher-Jagst-Trail: Hohenlohes Natur und Kultur hautnah erleben

Schon auf der ersten Etappe des Jagststeigs erleben die Wanderer das Hohenloher Land von seiner besten Seite: Von Blaufelden aus folgen sie dem Blaubach, gelangen durch artenreiche Laubwälder zu schönen Aussichtspunkten und über den Damm des Blaubachstausees nach Amlishagen. Weiter geht es an der Brettach flussabwärts, teilweise auf felsigem Pfad knapp über dem Wasserspiegel. Auf flachen Felsblöcken überqueren sie den Fluss, finden im tiefen Brettachtal Informationen zum historischen Salzabbau und passieren im ruhevollen Streitwald einen vorgeschichtlichen Grabhügel. An den Ufern der Zuflüsse erreichen sie schließlich die Jagst und nach knapp 20 Kilometern ihr Tagesziel im steil eingegrabenen Muschelkalk-Mäandertal: das mittelalterliche Städtchen Kirchberg mit Schloss und barockem Hofgarten thront hier auf einem Bergsporn. Dies ist nur eine von zehn Etappen des Kocher-Jagst-Trails, der als Fern- und Rundwanderweg die Flusstäler um Jagst, Bühler und Kocher verbindet.

Naturerlebnis auch im Kurzurlaub

Der Kocher-Jagst-Trail ist dreigeteilt: Der Jagststeig führt in vier Etappen von Blaufelden nach Ellwangen, weiter geht es auf dem Bühlersteig in drei Etappen bis Schwäbisch Hall und von dort auf dem Kochersteig nochmal drei Etappen zurück nach Blaufelden. Die ganze Strecke ist in beide Richtungen beschildert, der Einstieg überall gut möglich. Am Anfang und am Ende der drei Steige liegen Bahnhöfe, so dass auch Kurzurlaube mit Drei- oder Viertageswanderungen leicht ohne Auto machbar sind. Die Wanderer erleben die Natur hautnah auf schmalen Pfaden, die hinab in die Flusstäler führen, zu murmelnden Mühlen und fossilienreichen Kalkhängen. Zu den Highlights zählen zum Beispiel die Biotope des Rötelbachtals oder die spektakuläre Aussicht vom 510 Meter hohen Einkorn bei Schwäbisch Hall. Unter www.kocher-jagst-trail.de sind alle Etappen-Beschreibungen, digitale Karten und kostenlose Flyer zum Bestellen zu finden.

Kulturschätze am Wegesrand

Unterwegs lohnen historische Städte, Burgen und Schlösser, Kirchen und Klöster auch längere Aufenthalte zwischen den Wandertagen. Dazu zählt der mittelalterliche Stadtkern von Kirchberg hoch über der Jagst mit dem ehemaligen Residenzschloss der Fürsten von Hohenlohe-Kirchberg. Die alte Salzsiederstadt Schwäbisch Hall ist ein architektonisches Kleinod mit Stadtmauer, Türmen und überdachten Holzbrücken, prächtigen Fachwerk-, Renaissance- und Barock-Gebäuden rund um die ehrwürdige Kirche St. Michael und das Kloster Großcomburg. In Unterregenbach gibt eine tausendjährige Krypta archäologische Rätsel auf und in Ellwangen laden die Wallfahrtskirche St. Maria auf dem Schönenberg sowie Schloss und Stadtkirche zur Besichtigung ein.

Die mittelalterliche Stadt Kirchberg an der Jagst ist ein Etappenziel auf dem idyllischen Jagststeig. Foto: DJD / Hohenlohe + Schwäbisch Hall Tourismus e. V. / Trykowski

Quelle: DJD / Hohenlohe + Schwäbisch Hall Tourismus e. V.

„Wie gesund die damalige Ernährung aus heutiger Sicht war“ – Leiter Andreas Gut spricht über die Besonderheiten des Alamannenmuseums

In einem der ältesten noch erhaltenen Armen- und Siechenhäuser Südwestdeutschlands befindet sich in Ellwangen das Alamannenmuseum – eines der bedeutendsten archäologischen Museen unseres Landes, das sich dem Leben unserer Vorfahren widmet. Im Interview gibt Museumsleiter Andreas Gut einen Einblick.

Herr Gut, was fasziniert Sie am Alamannenmuseum, dass Sie es seit der Gründung 2001 leiten?

Andreas Gut: Das Alamannenmuseum widmet sich den archäologischen Funden von Lauchheim, die ab 1986 in nicht weniger als 20 Jahren ausgegraben wurden. Das ist ein Schatz, von dem viele Archäologen nur träumen können.

Leiter Andreas Gut hat das Museum 2001 gegründet. Foto: DJD / Stadt Ellwangen

Ist das der Grund, wieso das Alamannenmuseum so bedeutend im deutschsprachigen Raum ist?

Gut: Nirgends gibt es wie bei uns die Gelegenheit, einen ausgegrabenen Friedhof dieser Zeit [ca. 5. bis 8. Jahrhundert, Anm. d. Red.] zusammen mit dem ausgegrabenen Dorf in der Nachbarschaft zu präsentieren. Gerade die Grabbeigaben aus mehr als 1.300 Gräbern sind wirklich sehenswert.

Haben Sie ein Lieblings-Ausstellungsstück?

Gut: Das Bernsteincollier aus Trochtelfingen im Ostalbkreis wurde vor rund 20 Jahren beim Bau einer Kerosin-Pipeline entdeckt. Was niemand für möglich gehalten hätte: In dem schmalen Rohrgraben stieß man auf das einzige in der Region erhaltene Körpergrab der Zeit um 450 n. Chr. mit dem wertvollen Schmuckstück, das aus 250 Einzelperlen gefertigt ist.

Viele Menschen kennen eher den Begriff Alemannen statt Alamannen. Gibt es einen Unterschied?

Gut: Beide Begriffe meinen dasselbe: Alamannen ist die Fachsprache der Archäologen, die dabei an entsprechende Ausgrabungen und Funde denken, wohingegen die Historiker wie auch der Duden von den Alemannen sprechen.

Haben wir heute noch etwas mit unseren Vorfahren gemein?

Gut: Aus der Zeit der germanischen Frühgeschichte hat sich erstaunlich viel bis in die Gegenwart erhalten, man denke nur an die Namen der Wochentage: Hinter dem englischen Tuesday verbirgt sich der germanische Gott Ziu, hinter Wednesday der Gott Wotan und hinter dem Donnerstag der Gott Donar.

Welche Erkenntnis über unsere Vorfahren hat Sie am meisten überrascht?

Gut: Die handwerklichen Fähigkeiten der Alamannen, etwa bei der Herstellung von Goldschmuck, Waffen oder Kleidung, übertreffen in der Regel alles, was uns römische Schriftquellen über die Verhältnisse bei den „Barbaren“ in Süddeutschland berichten.

Haben Sie schon mal etwas wie bei den Alamannen gemacht?

Gut: Natürlich habe ich bei unseren Handwerkertagen und Museumskursen schon öfter mit „Hand angelegt“. Beim Kochen verblüfft mich, wie gesund die damalige Ernährung aus heutiger Sicht war, und beim Weben erstaunt mich die technische Raffinesse mancher Webarbeiten.

Die Alamannen waren handwerklich sehr geschickt, wie diese Schmuckstücke zeigen. Foto: DJD / Stadt Ellwangen

Quelle: DJD / Stadt Ellwangen / Alamannenmuseum

Die Heilige Nacht bildhaft erleben: Wandern von Krippe zu Krippe im Osten Baden-Württembergs

Das Reisen ist ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtsgeschichte. Maria und Josef haben sich auf den Weg nach Bethlehem gemacht, um sich zählen zu lassen. Die drei Könige aus dem Morgenland reisten von weit her, weil sie dem neugeborenen König huldigen wollten. Um die Geschichte rund um die Geburt Jesu besonders intensiv nachzuerleben, hat sich vielerorts das sogenannte Krippenlaufen von Krippe zu Krippe etabliert. Eine besonders schöne Runde bietet der Ellwanger Krippenweg im Osten Baden-Württembergs.

Eine Tradition wiederbeleben

Das Wandern von Krippe zu Krippe, im Bayerischen auch „Krippenschauen“ genannt, ist seit dem 18. Jahrhundert ein beliebter volkstümlicher Brauch in weihnachtlicher Zeit. Schon damals erfreute sich das Volk an kunstvollen und aufwendigen Krippenbauten, die sich zumeist in herrschaftlichem oder klösterlichem Besitz befanden und die – weil oft nur über die Weihnachtszeit zugänglich – auf besonderes Interesse beim Volk stießen. Die Stadt Ellwangen hat vor rund 30 Jahren zusammen mit den Kirchengemeinden und dem Geschichts- und Altertumsverein Ellwangen diese alte Tradition des Krippenwanderns aufgegriffen und einen passenden Rundweg ins Leben gerufen. Dieser lädt Interessierte zwischen Weihnachten und Anfang Februar ein, das Geschehen der Heiligen Nacht bildhaft an Krippendarstellungen in Kirchen, Kapellen und dem Ellwanger Schlossmuseum zu erleben.

Die Krippe des Ellwanger Künstlers Josef Retzbach zeichnet eine besondere Heimatverbundenheit aus. Foto: DJD / Stadt Ellwangen

Über 250 Jahre alte Figuren

Der Ellwanger Krippenweg führt zu mehr als zehn Weihnachtskrippen in der Stadt Ellwangen und der näheren Umgebung. Das Besondere ist die Vielzahl an historischen und zeitgenössischen Darstellungen sowie der regionale Bezug. Wie unter www.ellwangen-tourismus.de zu lesen ist, stammt beispielsweise die Barockkrippe im Schlossmuseum aus der Zeit um 1760/1770. Sie zeigt die Szenen von der Ankunft der Heiligen Drei Könige und der Hochzeit von Kana und umfasst mehr als 100 Figuren, die immer noch die originalen Kleider aus der Entstehungszeit tragen. Eine der jüngsten Krippen dagegen unterscheidet sich von den anderen. 1998 gestalteten der Künstlerpfarrer Sieger Köder und mehrere Frauen die sogenannte „Arme-Leute-Krippe“ im Kreuzgang der Basilika St. Vitus, die die Geburt des Herrn in Armseligkeit zeigt. Wer sich nach dem Rundgang stärken möchte, findet in Ellwangen eine Auswahl an gemütlichen Gasthöfen. Und für alle, die mehr über die Geschichte der Stadt und ihre Wirtshaustradition erfahren möchten, bietet sich die weihnachtliche Stadtführung an – inklusive warmherzigem Zwischenstopp mit Bier-Grog und Lebkuchen oder Glühwein und Plätzchen.

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