Es ärgert mich bis zum heutigen Tag, dass irgendwo bei den Umzügen (oder bei einer anderen Gelegenheit) ein Stapel Fotos verschwunden ist. Diese Fotos habe ich selbst gemacht bei meinem ersten Besuch 1984 im Europa-Park. Ich kann mich noch vage erinnern, ich habe zum Beispiel den damals noch existierenden Minigolfplatz fotografiert, auch wenn ich selbst dort nicht gespielt habe. Ich erinnere mich noch an das Ankündigungsschild der neuen Attraktion, die geplant war: die Schweizer Bobbahn. Was ich sonst noch fotografiert habe, weiß ich nicht mehr. Aber irgendwann sind die Bilder verloren gegangen. Woran ich mich aber noch erinnere: Die Fahrt in den Europa-Park war ein Schulausflug. Und eine damalige Klassenkameradin hat ebenfalls Bilder gemacht, die sie ein paar Wochen später gezeigt hat. Ach so… für die Jüngeren: damals hat man noch auf Film fotografiert. Der musste erst noch entwickelt werden und das konnte schon mal eine oder zwei Wochen dauern. Außerdem musste der Film ja erstmal „voll“ sein, bevor man ihn der Kamera entnahm. Und da jedes Bild zu entwickeln extra kostete, hat man sich sehr genau überlegt, was man fotografiert hat. Ich habe diese Klassenkameradin mal angeschrieben und gefragt, ob sie die Bilder noch hat. Sie meinte ja, wisse aber nicht, in welcher Kiste sie seien. Also keine Bilder von damals.
Die ältesten Bilder – und Videoaufnahmen -, die ich habe, sind aus dem Jahr 1992. Es hat also acht Jahr gedauert, bis ich den Park erneut besuchte. Das lag nicht daran, dass es mir nicht gefallen hat, aber: in den 1980er Jahren war ich ein Teenager. Und die Fahrtstrecke von meinem Wohnort nach Rust war damals knapp über zwei Stunden. Ich selbst hatte zunächst noch keinen Führerschein und als ich ihn hatte, war eine Fahrt in einen Freizeitpark auch nicht so ein Ding, das man halt einfach mal so machte. Ich muss lachen, wenn ich heute höre, dass ein Rennfahrer Elektroautos runtermacht, weil er keine Zeit habe, nach einer Ladesäule zu suchen, obwohl der Mann älter ist als ich und diese Zeit auch noch mit erlebt hat. Ausflüge, vor allem wenn sie am Wochenende waren und weiter weg gingen, mussten geplant werden. Man musste sicherstellen, dass das Auto vor dem Wochenende getankt war. Man musste sich raussuchen, wo Tankstellen sind, die eventuell am Sonntag oder später Abends noch offen hatten. Ansonsten war man dazu verdammt, auf einer Autobahnraststätte zu tanken, und da war es damals auch schon so teuer. Diese Vorbereitung erforderte richtige Arbeit, denn vor dem Zeitalter von Smartphones und Apps musste man zum Beispiel zum ADAC gehen und sich eine Karte besorgen, auf der die Standorte von Tankstellen eingezeichnet waren. Und da erzählt mir so ein Ex-Rennfahrer, es sei ihm zu mühsam, mal in einer App nach der nächsten Ladesäule zu schauen?
Aber ich komme vom Thema ab. Ich weiß noch, dass ich beeindruckt war von dem Besuch und gern wieder in den Europa-Park wollte, aber dazu kam es aus besagten Gründen erstmal nicht. 1992 haben ein paar Freunde und ich beschlossen, eine gemeinsame Tour zu machen. Und ich weiß nicht, ob das Gefühl, das ich bei diesem „Neubesuch“ hatte, das gleiche war wie beim „Erstbesuch“, aber es hatte mich gefangen. Schon seit meiner Kindheit hatte ich angefangen, Geschichten zu schreiben, weil ich da etwas großes schaffen wollte. 1985 hatte ich begonnen, regelmäßig Geschichten und Ideen zu notieren für mein eigenes, kleines Projekt (deswegen feiert es dieses Jahr ebenfalls Jubiläum). Dann 1992 im Europa-Park zu stehen, zwischen den Gebäuden und Attraktionen, mit all den Gerüchen, Geräuschen und der Musik, die auf einen einströmte, das löste etwas in mir aus. Fortan kam ich mindestens jährlich, bald mehrmals jährlich in den Park. Ich habe jedes Hotel im Jahr seine Eröffnung zum ersten Mal besucht und Stück für Stück wuchs mein Archiv mit Videos an.
Ich war bei den Jubiläumsfeiern dabei, je nachdem, wie es die Zeit erlaubte und was der Park genau veranstaltete. Ich habe das erste Halloween erlebt, die erste Horror Night (heute Traumatica) und die erste Winteröffnung. Ich habe die Entwicklung und die Eröffnung von Rulantica verfolgt. Eine 33jährige Besuchsgeschichte.
Die ganze Zeit über habe ich mit den Videos experimentiert und kleine Geschichten zusammengeschnitten, die natürlich nie veröffentlicht wurden. Als ich mir einen Schnittcomputer zulegte, scherzten Freunde, das ich den brauche, um „stundenlange Europa-Park-Videos zu schneiden“. So war es aber tatsächlich. Ich wollte etwas erzählen und den Menschen gleichzeitig Informationen nahebringen. Nachdem die Plattform „YouTube“ immer mehr als Beliebtheit gewann, habe ich mir überlegt, ob ich da etwas machen könnte. 2009 kamen dabei kleine Videos heraus, mit einer großen Geschichte im Hintergrund, von der ich noch nicht wusste, wie ich sie erzählen sollte und wo sie mich hinführt. Der letzte Zündfunken kam 2012, bis heute weiß ich noch, wo und wie das war: Ich hatte die Eröffnung von Wodan Timburcoaster gesehen und gefilmt und lief durch den Park, ich weiß nicht mehr genau, wo ich ursprünglich hinwollte. Die ganze Zeit schwirrte mir diese Achterbahn und ihr Namensgeber im Kopf herum. Dazu das Konzept meiner Geschichten, die Verarbeitung der alten Sagas um die nordischen Götter, in die Moderne gebracht… ich lief den Weg vom skandinavischen Themenbereich herunter auf das Abenteuerland zu. Dort geht es über die Bahnschienen zu Abenteuerland. Man kann aber auch in Richtung niederländischer Themenbereich abbiegen, entweder durch die Batavia-Passage gehen oder das Gebäude umrunden, am Miniscooter vorbei zu den Karussellfahrten. Eigentlich bin ich in Richtung niederländischer Themenbereich abgebogen, doch als ich mitten auf dem Platz dort angekommen war, hatte ich plötzlich eine Eingebung, genau hier:

Möglicherweise waren es die vielen Eindrücke, die hier zusammenkamen, jedenfalls fielen alle die Teile, die mir bisher im Kopf herumgeschwirrt waren, an ihren Platz. Zu Hause angekommen fing ich an, Konzepte aufzuschreiben und Videos zu schneiden.
Heute ist das, was ich tue, nämlich über Freizeitparks und andere schöne Orte zu berichten, nichts außergewöhnliches mehr. Das tun sehr viele und sehr viel erfolgreicher. Vor einiger Zeit habe ich eine Diskussion von amerikanischen YouTubern mitbekommen, die von „kleinen YouTube-Kanälen“ sprachen und dabei solche meinten, die „nur“ ungefähr 9.000 bis 10.000 Abonnenten hätten. In dem Fall sind meine Kanäle wohl „Mikrokanäle“, denn die haben bis heute nicht mal 1.000 Abonnenten.
Trotzdem mache ich weiter, denn ich möchte immer noch etwas erzählen und den Menschen nahebringen. Ohne den Europa-Park wäre vieles ganz anders verlaufen. Deswegen von mir: Alles Gute zum 50jährigen Jubiläum! Auf viele weitere Jahre. Mögen sie gute Jahre für uns alle werden. Und auf die Inspiration! Der menschliche Geist ist unschlagbar!
Schreibe einen Kommentar