Die 17. Goldene Narrenschelle der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte wird am Mittwoch, 31. Januar, um 18.30 Uhr im Europa-Park in Rust an Thomas Gottschalk verliehen. Wohl kein anderer Showman hat den Humor im Land in den vergangenen Jahrzehnten geprägt, wie er. Die Laudatio wird der nach Gottschalk zweitbekannteste Franke, der aktuelle Schellenträger und bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder halten.
Die Begründung der Narren: Rastlos hat „Mister Wetten, dass..?“ den so dringend notwendigen Humor in die Wohnzimmer in Deutschland, Österreich und der Schweiz gebracht. Für seine Maxime „die größte Show, Unterhaltung pur“ ehrt ihn Deutschlands ältester Narrenverband, die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, mit der „Goldenen Narrenschelle“. Da diese Ehrung eine Schelle im närrisch-doppeldeutigen Sinn ist, betont der Präsident der Vereinigung, Roland Wehrle, in seiner Begründung auch den einen oder anderen modischen Fehlgriff des Entertainers – von der roten Paillette bis zum neongrünen Borat-Bikini. „Thomas Gottschalk hat sich nie zu ernst genommen. Er hat sich selbst auch schon als Hans-Wurst bezeichnet, das will ich bestätigen. Der Hans-Wurst ist im Übrigen eine alte Narrenfigur und auf vielen unserer Weißnarrenhäser (traditionelle, handbemalte Kostüme) zu finden.“ Für Verrücktes sei Gottschalk immer zu haben gewesen – genau wie die Narren. „Wie die Narren nimmt er kein Blatt vor den Mund, hat – alemannisch ausgedrückt – eine spitze Gosch“, erklärt Wehrle weiter. „Und wie ein echter Narr lässt er sich auch nicht wirklich von der Bühne vertreiben.“
Roland Mack, Inhaber Europa-Park, lädt ein
Die Laudatio auf Gottschalk wird sein Landsmann und diesjähriger Träger der Goldenen Narrenschelle, Dr. Markus Söder halten. „Auch er ist ein Verwandlungskünstler“, sagt der Narrenpräsident. Außerdem hat Söder den Entertainer in diesem Jahr bereits mit dem Maximiliansorden des Freistaats Bayern ausgezeichnet. „Nun will der Ministerpräsident natürlich auch dabei sein, wenn Gottschalk den wirklich höchsten Orden des deutschen Südens bekommt: die Goldene Narrenschelle der Schwäbisch-Alemannischen Narren“, kündigt Roland Wehrle an. Passend für den Eurovisions-Star Gottschalk ist auch, dass die Goldene Narrenschelle im Europa-Park in Rust verliehen wird. Inhaber Roland Mack ist ebenfalls Träger der Narrenschelle und ein Freund der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Weitere prominente Schellenträger sind beispielsweise Gottschalks Vorgänger als Wetten-dass-Moderator, Frank Elstner, der ehemalige EU-Kommissar Günther Oettinger, Tony Marshall, Wolfgang Thierse, SWR-Intendant Dr. Kai Gniffke, Wolfgang Bosbach, Christian Streich und Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Gottschalk wird Schellen-Träger im Jubiläumsjahr
Ein rundes Jubiläum in der Fastnacht 2024: 100 Jahre Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Die Vereinigung ist Deutschlands ältester Narrenverband. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie als Interessenverband für die Fastnacht gegründet. Heute gehören ihr 68 Narrenzünfte aus Baden-Württemberg, Bayern (Lindau) und der deutschsprachigen Schweiz an. Jede dieser Zünfte pflegt eigene Bräuche, erhält alte Häser und Masken und feiert letztlich „ihre“ Fastnacht auf ihre Weise. Insgesamt sind hier mehr als 70.000 Mitglieder aktiv.
Die VSAN versteht sich als Dienstleister für die Mitgliedszünfte und Ansprechpartner für Politik, Medien, Wissenschaft und Gesellschaft. Durch die Narrentreffen bietet die VSAN die Plattform für die närrische Gemeinschaft unter den Mitgliedern und zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung traditionellen Fastnachtsbrauchtums. Zur VSAN gehört außerdem das Museum Narrenschopf in Bad Dürrheim.
2014 wurde die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht auf Initiative der VSAN ins Verzeichnis des nationalen Immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission aufgenommen.
Zum 100-jährigen Bestehen soll es neben einem Großen Narrentreffen in Weingarten (Württemberg) am 20./21. Januar und mehreren Festveranstaltungen auch eine Jubiläumsausstellung in den vier Narrenstädten Weingarten, Singen, Rottenburg am Neckar und Offenburg geben.
Korrigierende Anmerkung: Der „Hans Wurst“ ist keine Narrenfigur im traditionellen Sinn, er stammt ursprünglich von den Komödienstücken der Jahrmarktstheater. Narrenfiguren der Fastnacht gehen auf besondere lokale Begebenheiten und Personen zurück, die sich aufgrund ihrer Torheit in das Gedächtnis der Region eingebrannt haben.
Außerdem soll die Fastnacht eine Verkehrung der realen Welt darstellen, unten ist oben. Dass bei einer solchen Veranstaltung ein ranghoher Politiker (also einer, der in der realen Welt sowieso schon „oben“ ist) eine Laudatio halten soll, ist eine echte Hanswurstiade.
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