Zeugen vergangener Zeiten: Die Inschriften nordfriesischer Grabsteine erzählen die Geschichten der Verstorbenen – Bild: www.nordseetourismus.de/Constanze Höfinghoff |
Sie sind Zeitzeugen der Seefahrergeschichte: An der Nordsee in Schleswig-Holstein stoßen Urlauber auf zahlreiche uralte Gedenktafeln und mittelalterliche Kirchen. Windschief und verwittert berichten die Grabsteine zum Beispiel auf der Insel Föhr aus längst vergangenen Zeiten. Nicht nur persönliche Daten wie Geburt, Heirat und Tod regen hier die Fantasie des Betrachters an. Auch die Geschichten des Seefahrers oder Walfängers und das Schicksal ihrer Familien werden auf den Steinen dokumentiert. Der weltweit erfolgreichste Walfangkommandeur Matthias Petersen wurde zum Beispiel 1632 in Oldsum auf Föhr geboren und kam laut Inschrift auf 373 Walfänge. Fortan wurde er der „Glückliche Matthias“ genannt. Sein Grab finden Besucher auf dem Friedhof von St. Laurentii in Süderende/Föhr. Aufmerksame Betrachter entdecken zudem häufig florale Motive auf Föhringer Grabsteinen. Mit tulpenähnlichen Blumen sind links der Mann und die Söhne der Familie dargestellt, die Frau und die Töchter finden sich rechts in Form von vierblütigen Blumen. Viele der Inschriften sind in hochdeutscher Sprache verfasst. Plattdeutsch, das bis etwa 1700 Amts- und Kirchensprache war, findet sich nur auf einer Stele. Inschriften auf Friesisch, der Föhringer Sprache, gibt es auf den neueren Grabsteinen des 20. Jahrhunderts. www.foehr.de
Die Lebensläufe der Verstorbenen aus der Zeit von 1670 bis 1830 erzählen auch die Grabsteine in Nebel auf Amrum. Seefahrer und Walfänger sowie der erste Müller der Insel sind hier begraben. Sein Grabstein ziert eine Mühle. Die Symbole sind in Sandstein gemeißelt, kunstvoll, detailreich und mit aufwändigen Ornamenten verziert. Zahlreiche Steine sind auch auf der Rückseite beschriftet. Einer der bekanntesten Grabsteine ist der von Hark Oluf. Der Amrumer wurde 1724 mit seinem Schiff auf dem Weg von Nantes (Südfrankreich) nach Hamburg von algerischen Kaperern entführt und auf dem Sklavenmarkt in Algier verkauft. 1735 unterstützte er die algerische Armee bei der Eroberung von Tunis und wurde zum Dank freigegeben. Sein Grabstein ist daher mit einem Turban geschmückt. www.amrum.de
Historische Grabsteine gibt es auch auf dem Festland. Auf dem Friedhof der St. Laurentiuskirche zu Fahretoft in der Gemeinde Dagebüll finden Besucher zum Beispiel die Gedenksteine des Mathematikers und Künstlers Hans Momsen (1735-1811) sowie von Christian Jensen (1839-1900), Missionar und Gründer der Schleswig-Holsteinischen Evangelisch-Lutherischen Missionsgesellschaft. www.nordfrieslandtourismus.de
Auf eine kulturelle Zeitreise können Gäste zudem auf der Halbinsel Eiderstedt gehen. Die 18 historischen Kirchen auf kleinem Raum sind ein besonderes Zeugnis der Kulturgeschichte im protestantischen Norden. Die hohe Anzahl der Kirchen ist Zeichen für den Wohlstand der Bauern, die auf der Halbinsel Eiderstedt unabhängig blieben. Die älteste Kirche wurde 1103 für die Landschaft UtholmTating errichtet. www.tz-eiderstedt.de
Zu den ersten Kirchenbauten in Nordfriesland gehört die Alte Kirche zu Pellworm. Noch heute steht die markante Turmruine aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Der Turm war ehemals Zufluchtsort, Seezeichen und Glockenturm. Unterhalb des Turms sehen Besucher den Heimatlosenfriedhof. Hier wurden meist unbekannte, am Strand angetriebene Leichen christlich bestattet. www.alte-kirche.de
Mehr Informationen zu den historischen Sehenswürdigkeiten an der Nordsee erhalten Interessierte telefonisch unter 0 48 41 – 89 75 0 sowie im Internet unter www.nordseetourismus.de.
Quelle: Nordsee-Tourismus-Service GmbH
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