Neue NABU-Studie untersucht alle Regionen Baden-Württembergs auf Nationalparktauglichkeit: Nur der Nordschwarzwald ist geeignet.

Stuttgart – Der Nordschwarzwald ist die einzige Region Baden-Württembergs, die alle Kriterien für die Einrichtung eines Nationalparks erfüllt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen wissenschaftlichen Studie des Naturschutzbundes NABU. Darin ließ der NABU anhand internationaler Kriterien alle Regionen des Landes auf ihre Nationalparktauglichkeit untersuchen. „Nur der Nordschwarzwald verdient es, die Krone der höchsten Schutzgebietskategorie zu tragen. Die Zeit ist reif für den ersten Nationalpark unseres Landes und jetzt ist auch klar, wo er entstehen kann: im Nordschwarzwald. Bürger, Kommunen, Unternehmer, Verbände und die Landesregierung sollten jetzt einen ergebnisoffenen Dialog starten und gemeinsam einen ersten Nationalpark mit all seinen Chancen und Risiken für die Region einrichten“, sagte der NABU-Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann.

Die neue Landesregierung hat im Koalitionsvertrag angekündigt, einen Nationalpark einrichten zu wollen. Das Bundesamt für Naturschutz hatte bereits 2010 um eine entsprechende Prüfung gebeten. Die Kriterien für die Einrichtung eines Nationalparks schreiben beispielsweise vor, dass das Gebiet mindestens 10.000 Hektar umfasst, auf denen natürliche Prozesse weitgehend ungestört ablaufen. Die Fläche sollte großenteils naturnah sein, darf nicht durch Verkehrswege zerschnitten werden, sie sollte sich größtenteils in öffentlicher Hand befinden und mit anderen Lebensräumen in der Umgebung verbunden sein. „Nur der Nordschwarzwald erfüllt alle Kriterien. Dass der NABU genau dort einen Nationalpark anstrebt, ist daher keine politische, sondern eine naturschutzfachliche Entscheidung“, erklärte die stellvertretende Geschäftsführerin Ingrid Eberhardt-Schad. Die NABU-Studie macht noch keinen Vorschlag für die Abgrenzung des mindestens 10.000 Hektar großen Nationalparks, sondern benennt lediglich einen möglichen Suchraum von über 40.000 Hektar, in dem ein solches Schutzgebiet möglich wäre.

Der Nordschwarzwald stand bereits vor 20 Jahren als mögliche Nationalparkregion im Fokus. Damals scheiterte die Idee jedoch, vor allem weil die Region nicht von Anfang an in den Entstehungsprozess einbezogen wurde – ein Fehler, der sich nun nicht wiederholen dürfe, betonte Eberhardt-Schad: „Wir haben beim Biosphärengebiet Schwäbische Alb gesehen, dass eine ehrliche Einbeziehung der regionalen Akteure ein zentraler Erfolgsfaktor ist. Daher setzen wir auch jetzt beim Nationalpark voll auf einen offenen und fairen Dialog.“

Seit 2002 gibt es zudem das neue Instrument des „Entwicklungsnationalparks“. Damit wäre es möglich, die Region über 20 Jahre hinweg auf den neuen Status hin vorzubereiten und zu entwickeln. Tourismus, Forstwirtschaft und Holzindustrie können sich so organisch auf die neue Situation einstellen. Die vielen naturfernen Fichtenbestände könnten noch zu einem großen Teil geerntet und genutzt werden.

Für den bereits bestehenden Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord wäre der Nationalpark eine gelungene Aufwertung, so der NABU. „Der neue Nationalpark ist der Diamant, der umgebende Naturpark die edle Goldfassung“, umschrieb die NABU-Naturschutzreferentin das mögliche Zusammenspiel der beiden Gebiete. Die Bedeutung des Naturparks bliebe damit voll erhalten, zumal dieser mit einer Fläche von 375.000 Hektar mehr als 35 Mal so groß ist, wie ein neuer Nationalpark in seinem Herzen.

Der NABU hat in vielen Vorgesprächen in der Region erfahren, dass ein Nationalpark im Nordschwarzwald viele Freunde und Unterstützer hat, dass es aber auch Vorbehalte gibt. Häufig spiele dabei die Angst vor Arbeitsplatzverlusten und Betretungsverboten eine zentrale Rolle. Der NABU nimmt diese Sorgen ernst. Doch zeigen Erfahrungen aus anderen Nationalparken, dass die Probleme lösbar sind. Der Nordschwarzwald wird sich durch das neue Prädikat profilieren, auch gegenüber anderen attraktiven Tourismusregionen wie dem Südschwarzwald und dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb“, sagte Eberhardt-Schad.

Der NABU betont, dass der Nordschwarzwald auch als Nationalpark zugänglich bleiben soll. „Sicherlich gibt es in den Kernzonen Einschränkungen. Aber es ist auch dem NABU besonders wichtig, dass der Schwarzwald mit allen Sinnen erlebbar bleibt. Wir wollen, dass die Menschen Wildnis vor der eigenen Haustüre erleben können und dazu nicht nach Kanada oder Südamerika reisen müssen“, sagte die NABU-Expertin. „Der Nationalpark soll und kann beiden dienen: Mensch und Natur.“

Ein PDF der neuen Studie „Naturschutzfachliches Screening nationalparktauglicher Gebiete in Baden-Württemberg“ finden Sie unter www.NABU-BW.de/nationalpark.

Der NABU hat zudem eine Webseite eingerichtet, die über den Nationalpark Nordschwarzwald informieren soll: www.nationalparknordschwarzwald.de.

Quelle: NABU Baden-Württemberg