Schluchsee, Blick zur neuen Staumauer |
Viele Menschen denken, wenn sie das Wort „Sporttauchen“ hören, sicherlich an das Meer, an kristallklares Wasser mit Korallen und vielen bunten Fischen. Wenn man dann davon erzählt, dass man auch in Deutschland und nicht nur im Meer tauchen gehen kann, erntet man schon den einen oder anderen mißtrauischen Blick. Man kennt ja die Badeseen in der Umgebung und wie diese im Sommer mit Algen belagert sind. Und sowas soll es mit dem Meer aufnehmen können? Das führt dazu, dass manche Menschen etwas fragend blicken, wenn sie berichtet bekommen, dass man eine Sportart wie das Tauchen auch und gerade im Schwarzwald ausüben kann.
Wenn man den Namen „Schwarzwald“ sagt, führt das bei den meisten zu den bekannten Assoziationen: Kuckucksuhren. Hohe Bäume. Tiefe Schluchten. Bollenhüte. Im Winter Skifahren. Berge mit weiter Aussicht, die schon so heißen wie das, was man auf ihnen machen kann: Schauinsland. Ich selbst muss zugeben, dass ich auch keine anderen Gedanken hatte, nicht einmal, als ich das Tauchen schon angefangen hatte. Einem reinen Zufall ist es zu verdanken, dass ich den Schwarzwald als Tauchrevier entdeckte. Doch der Reihe nach.
Das Tauchen vor allem im tropischen Meer hat natürlich seine besonderen Reize: große Sichtweiten und eine Unmenge an verschiedensten bunten Fischen. Kommt man auf das Tauchen in deutschen Seen zu sprechen, sind sich gerade Tauchlehrer einig: Es ist anspruchsvoller, aber wenn man es hier lernt oder durch Tauchgänge übt, sammelt man viel Erfahrung, die einem überall nützlich sein kann. Und man bekommt ganz andere, ebenso reizvolle Dinge zu sehen. Ich war auf der Suche nach einer Tauchmöglichkeit mit einer Tauchbasis, wurde aber zunächst nicht fündig. Dann, als ich im Internet etwas ganz anderes suchte, stieß ich auf den Schwarzwald als Tauchrevier, genauer gesagt, den Schluchsee.
Ein Aal im Schluchsee. |
Der Schluchsee war ursprünglich ein See, der durch einen Gletscher der letzten Eiszeit entstanden war. Bei dem Weiler Seebrugg hat man die dem See entspringende Schwarza aufgestaut (daher „Seebrugg“ = „Seebrücke“, über die alte Staumauer führte eine Straße). Doch das reichte schließlich nicht mehr aus und so wurde zwischen 1929 und 1932 eine neue Staumauer gebaut und der Wasserpegel des Sees um 30 Meter gehoben. Die alte Staumauer, ihr Stellwerk, die alte Poststraße und Überreste von Gebäuden in der Nähe wurden dabei überflutet. Durch das Aufstauen wurde der See von drei auf siebeneinhalb Kilometer Länge erweitert, die tiefste Stelle, die ursprünglich etwa 30 Meter Wassertiefe hatte, hat heute 62 Meter. Der See dient der Stromerzeugung, neben der natürlichen Aufstauung wird hin und wieder Wasser aus dem Rhein eingepumpt.
Die Besonderheit des Schluchsees hat jedoch mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun. Um feindliche Flugzeuge zu täuschen und zu verhindern, dass diese die Staumauern bombardieren, wurde der See mit Torf abgedeckt. So sah er vom Flugzeug aus wie ein Acker. Die Strategie ging auf, die Staumauer wurde nicht zerstört, allerdings kümmerte sich nach dem Krieg niemand um den Torf. Im Laufe der Zeit sogen sich die Ballen mit Wasser voll und sanken auf den Grund. Dort liegt der Torf heute noch. Das hat mehrere Effekte: Zum einen ist der Torf schwarz und schluckt das Licht von der Oberfläche. Ab etwa zehn bis zwölf Metern Tiefe muss man daher egal zu welcher Tageszeit eine Lampe mit sich führen. Zum anderen zerfallen die Torfballen ganz langsam. Sie bilden Schwebeteilchen im Wasser und lagern sich am Grund ab, wo sie von Tauchern aufgewirbelt werden und die Sicht verschlechtern können.
Deutlich zu erkennen: Die Torfablagerungen auf den Steinen. |
Auf der anderen Seite bildet aber gerade der Torf eine einzigartige Unterwasserlandschaft mit zerklüfteten Schluchten. Dadurch, dass sich in den Ballen Faulgase bilden, kann es sein, dass diese Auftrieb bekommen und ihre Position ändern. Dadurch ändert sich natürlich auch die Landschaft des Seegrunds.
Trotz allem gibt es aber nicht nur Torf zu sehen. Beim Hubertusfelsen dominiert der helle Sand, außerdem setzt sich die Felslandschaft unter Wasser fort, mit großen Findlingen. Unbestreitbarer Höhepunkt sind jedoch die alte Staumauer mit ihrem Stellwerk und den Überresten der Gehöfte, die früher dort standen. Die Gehöfte sind jedoch zum größten Teil abgetragen worden. Die Grundmauern und Kellereingänge sind noch zu finden. Aus den Steinen der Gehöfte wurde das Gebäude der in Seebrugg gelegenen Jugendherberge gebaut.
An der alten Poststraße, die über die alte Staumauer führte, sind zudem die Überreste eines Waldes zu sehen. Die meisten Bäume wurden gefällt und von ihnen sind nur noch die Wurzeln vorhanden, vereinzelt stehen die Bäume aber noch – und es sind sogar noch Nadeln dran.
Außerdem findet der interessierte Taucher verschiedene im See versenkte Dinge, einen Stocherkahn, ein Surfbrett und eine Galerie. Daneben gibt es natürlich auch Fische, man kann Aale, Hechte und Barsche finden, wenn man genau hinschaut. Gerade die Barsche und die Hechte verstecken sich gern in oder unter irgendwelchen Wurzeln, Hölzern oder Bäume.
Falls Sie selbst Taucher sind und Sie dieser Bericht neugierig gemacht hat, im alten Bahnhofsgebäude von Seebrugg ist eine Tauchbasis untergebracht. Für eine geringe Tagesgebühr können Sie sich hier in Ruhe umziehen, nach dem Tauchgang sich noch ausruhen und evenutell fehlende Ausrüstung auch ausleihen. Des weiteren können Sie Tourguides buchen, die Ihnen die verschiedenen „Attraktionen“ des Sees zeigen können (bitte vorher telefonisch anmelden) oder Sie können sich Tipps holen, wo diese Dinge zu finden sind. Ein Kompressor ist ebenfalls vorhanden, füllen von Pressluftflaschen ist vor Ort also ebenso möglich. Und wenn Sie nach dem Tauchgang Hunger oder Durst (oder beides) haben sollten, im gleichen Gebäude wie die Tauchbasis findet sich auch das Restaurant „Gleis 6“. Mehr über die Tauchbasis finden Sie hier.
Wenn Sie (noch) keine Tauchausbildung haben, sich aber dafür interessieren und Sie in Südwest-Deutschland wohnen oder dort irgendwann Urlaub machen wollen, wäre vielleicht ein Tauchkurs etwas für Sie? Hier auf unserer Partnerseite finden Sie mehr Informationen darüber, welche Kurse es gibt und welche Voraussetzungen dafür gefordert sind. Die Ausbildung findet am Schluchsee statt.
Oder Sie sind sich unschlüssig und wissen noch nicht so recht, ob Sie das Tauchen anfangen sollen? Dann können wir ihnen empfehlen, in diesem Blog die ungewöhnliche Geschichte einer besonderen „Taucherkarriere“ nachzulesen. Vielleicht sind Sie auch schon Taucher, dann bietet diese Geschichte Ihnen den einen oder anderen lustigen Moment darüber, wie man das Tauchen auch lernen kann und sich immer weiter entwickelt. Unter anderem geht es auch darum, wie man die Vorurteile gegenüber den dunklen, kalten, deutschen Gewässern abbaut, wenn man das Tauchen nur aus warmen, tropischen Meeren kennt.
Alles ins allem kann man sagen, dass das Tauchen im Schwarzwald eine spannende Angelegenheit ist, und so völlig anders, wie man es etwa aus dem Meer kennt. Vielleicht kommen Sie ja mal vorbei und schauen sich den Schluchsee von unten an. Tauchen ist da die einfachste Möglichkeit, zwar muss der Schluchsee zum Zweck aufwändiger Reparaturen immer wieder mal komplett abgelassen werden, aber das ist in der Regel alle 50 Jahre der Fall. Das letzte Mal war im Jahr 1983, es dauert also noch eine Weile bis zum nächsten Mal. Tauchen können Sie gleich am nächsten Wochenende.
Wenn Sie das Tauchen mal unverbindlich ausprobieren wollen, im Freibad Lenzkirch (nahe Schluchsee) findet am Freitag, den 15. Juli 2011 das so genannte „Mondscheinschwimmen“ statt, bei dem das Bad von 8.00 bis 24.00 Uhr geöffnet ist. Ab etwa 19.00 Uhr bietet die Tauchschule, die die Tauchbasis Schluchsee betreibt, ein kostenloses Schnuppertauchen an. Wenn Sie in der Nähe sind, schauen Sie doch mal vorbei, ab 19.00 Uhr ist der Eintritt frei. Allerdings findet das Ganze nur bei guter Witterung statt.
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