Um diesen Teil Manhattans zu erkunden wählten wir bewußt einen Sonntag, denn hierbei handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine Erkundungstour.

Wir starteten wieder Höhe Madison Square Garden und hielten uns östlich, bis wir zum Broadway kamen. Auf dem Broadway liefen wir dieses Mal Richtung Süden.

Schon nach kurzer Zeit kommt man an eine Straßengabelung (Broadway/ 5th Ave), und dort fällt einem gleich ein merkwürdig geformtes Gebäude ins Auge. Das Flatiron Building. Dieses Gebäude ist aufgrund seiner Architektur und seiner Einzigartigkeit mein absoluter Favorit.

Flat Iron Building

Die ungewöhnliche Form dieses Gebäudes fällt dem Betrachter schon von Weitem ins Auge. Je nach Blickwinkel erscheint es dreieckig (flat iron = Bügeleisen) oder auch einfach nur als hohe Wand. 1902 fertiggestellt war es damals mit seinen 22 Stockwerken das höchste Einkaufszentrum Manhattans. Heute sind dort Bürogebäude untergebracht. Besonders schön finde ich den Stuck an der Fassade.

Aufgrund seiner eigenartigen Form entstehen an diesem Gebäude Fallwinde. Daher wehte es den feinen Damen Anfang des 19. Jahrhunderts oft ganz plötzlich den Rock hoch. Die Herren wußten das und legten sich auf die Lauer. Das Ganze ging so weit, dass schließlich extra Polizisten abgestellt wurden, um die Herren von dem Platz zu vertreiben.

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Wir wechselten nun vom Broadway auf die 5th Avenue und liefen weiter Richtung Süden.  Die 5th Avenue führt direkt zum Washington Square Park, einer kleinen Grünfläche, die aber leider uns nicht zugänglich war.

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Von hier aus starteten wir westlich unsere Erkundungstour durch die verschiedenen kleinen Stadtteile. Hier finden sich keine „bedeutenden Sehenswürdigkeiten“. Daher verzichte ich auf die Fotos. Das Flair, das von diesen Stadtteilen ausgeht, kann man leider nicht mit dem Fotoapparat einfangen. Daher erläutere ich nur kurz ein paar Eckpunkte der Stadtteile.

Greenwich Village (westlich gelegen)

Greenwich Village ist das Viertel der Unkonventionellen. Als dieses Viertel entstand, legten die Bewohner sehr viel Wert auf ihren Individualismus. Das drückt sich schon darin aus, dass Manhattan überall von einem rechtwinkligen Straßennetz überzogen ist, aber eben in Greenwich Village nicht. Als Zeichen ihrer Andersartigkeit bestanden die Bewohner darauf, dass hier die Straßen „kreuz und quer“ verlaufen. Deshalb verläuft sich der sonst eher ans Raster gewohnte New Yorker hier gerne.

Hier lebten viele Künster und Musiker. Unbekannt ist Greenwich Village sicher nicht, traten hier doch unter anderem Jimi Hendrix und Bob Dylan auf. Zudem verläuft in Greenwich Village die „Christopher Street“. 1969 gab es in einer Bar in dieser Straße einen großen Aufstand, und daraus entstand die heutige Schwulenbewegung.

Little Italy

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Ende des 19. Jahrhunderts wanderten viele Italiener – hauptsächlich aus dem Süden Italien stammend – nach Manhattan aus und lebten unter katastrophalen Bedingungen in dem Viertel zwischen Canalstreet und East Houston Street. Sie nannten ihr Viertel „little Italy“. Katastrophal waren die Bedingungen deshalb, weil die Menschen zusammengepfercht wie die Tiere hausen mussten, immerhin lebten in 27 Häuserblocks bis zu 40 000 Menschen! Man kann sich vorstellen, was das bedeutet. Krankheiten breiteten sich aus. Von Hygiene ganz zu Schweigen. Die Arbeitsbedingungen waren schlecht.

Heutzutage wohnen in Little Italy kaum mehr Italiener, aufgrund der hohen Mieten sind die meisten in andere Stadtteile New Yorks gezogen. Was heute noch an Italien erinnert sind die vielen italienischen Restaurants mit guten Preisen und die italienischen Fähnchen, die das Viertel schmücken. Wer einmal gut italienisch essen möchte, sollte sich in den Norden Little Italys begeben („North of Little Italy“, „Nolita“ abgekürzt). Nolita beginnt oberhalb der Spring Street. Hier hat es ausgezeichnete Restaurants und Cafes. Inzwischen gibt es auch hier Designerläden.

Chinatown

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Von Chinatown in Manhattan hat zumindest mal jeder schon gehört. Chinatown ist eine eigene kleine Stadt und eine eigene Welt. Südlich von Little Italy gelegen breitet es sich aber unaufhaltsam Richtung Norden aus und hat Little Italy inzwischen auch schon „infiltriert“. Wenn man hier entlangbummelt, hört man kaum ein englisches Wort. Überall hängen die „typisch“ chinesischen Schilder mit Zeichen, die man gar nicht lesen kann. Es gibt viele Verkaufsstände mit Fisch und Gemüse. Das kann man auch riechen.

Hier gibt es viele günstige Restaurants. Sonntags geht man gerne nach Chinatown zum Brunchen, das „Dim Sum Brunch“ ist bekannt. Es findet in riesigen Hallen statt und die Preise sind gut. Die Menschen dort sind freundlich.

Chinatown ist aber auch das Paradies der nachgemachten Designersachen. Hier findet man alles, von Handtaschen bis Uhren, Schmuck etc. Händler preisen die Sachen an, man wird regelrecht bedrängt. Ist man mit der Auslage nicht zufrieden, so kann es einem passieren, dass man in eine riesige Lagerhalle geführt wird, in der sich die Duplikate bis zur Decke stapeln. Es wird sich doch was finden lassen! Hier möchte ich aber daran erinnern – so groß die Versuchung ist, denken Sie dran, wenn Sie am Zoll gefilzt werden, kann das richtig Ärger geben!

Aber nicht alles ist Gold, was glänzt. Hinter dieser Fassade herrscht in Chinatown Armut und Elend. Diese Zustände erinnern fast schon an Little Italy im letzten Jahrhundert. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Leute, die dort wohnen, sind miserabel. Hier leben die Menschen immer noch zusammengepfercht und zahlen lächerlich hohe Mieten für ihre Behausungen. Gesetze, die vom Bundesstaat New York erlassen wurden, gelten hier nicht. Chinatown wird von eigenen Leuten regiert. Das darf man nicht vergessen: Chinatown liegt fest in der Hand der Triaden, der chinesischen Mafia.

East Village

East Village ist ein Viertel, in dem man wunderbar einkaufen kann. Allerdings ist es auch ein sehr exzentischer Stadtteil. Hier lebten und leben auch immer noch viele Radikale. Wer auf Pircings und Tätowierungen steht, ist hier genau richtig. Wer das New Yorker Nachtleben genießen möchte, der sollte hierher kommen. Hier steppt der Bär!

Wem jetzt noch nicht die Füße weh tun, der kann sich an die Ostküste Manhattans zum Pier 17 durchschlagen. Hier gibt es mit die besten Fischrestaurants von ganz New York. Direkt von der „Spitze“ des Piers aus hat man einen traumhaften Blick auf die Brooklyn Bridge.

Die Brooklyn Bridge

Die Brooklyn Bridge ist weltbekannt. Einst war sie die längste Hängebrücke der Welt. So wirkt sie aber aus diesem Blickwinkel nicht. Aber laufen Sie mal drüber!

Die Brooklyn Bridge wurde im neugotischem Stil erbaut. Ihre beiden 83 m hohen Türme wurden 1883 fertiggestellt. So komplikationslos verlief der Bau der Brücke aber nicht. Insgesamt 27 Menschen verloren beim Bau der Brücke ihr Leben.

Johann Augustus Roebling erstellte die Baupläne und übernahm das Projekt. Als er die Baustelle besichtigte, zerquetschte ihm eine Fähre den Fuß. Das überlebte er zwar, allerdings starb er kurze Zeit später an Tetanus. Das Projekt wurde von seinem Sohn übernommen. Dieser hatte eine neue Technik: Die „Caissons“, Kästen ohne Boden, die unter Wasser verankert wurden und mit Pressluft gefüllt wurden. So konnten die Arbeiter unter Wasser die Brückenpfeiler bauen. Leider stiegen sie zu schnell auf und erlitten Lähmungen, einige starben sogar. Keiner wußte, was das war.

Heute weiß man es besser. Es ist die Caissonkrankheit, die auftritt, wenn man aus großer Tiefe zu schnell aufsteigt. Auch Roeblings Sohn erkrankte daran, starb zwar nicht, konnte sein Leben aber nur noch unter Morphium ertragen.

Die Brücke wurde trotzdem weiter gebaut und 1883 fertiggestellt, und zwar unter der Leitung der Ehefrau des Erkrankten. Dies war eine Sensation. Die Brücke war so schön geworden, dass sie auch als das 8. Weltwunder bezeichnet wurde.

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Hier endete unsere Erkundungstour. Wir haben viele Eindrücke mitgenommen, vor allem vom „richtigen Leben“ in New York, was man in diesen Vierteln hautnah spüren kann. Aber auch die Viertel an sich sind hübsch. Dort „sieht“ man auch, dass hier Menschen  wohnen und leben. Achten Sie besonders in Soho auf die Häuser, sie wirken wie jedes andere Haus auch. Typisch sind die Leitern an der Häuserfront. Doch wagen sie auch mal einen Blick aus der Nähe. Die Häuser sind nicht aus Stein, sondern gußeisern!

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Fazit:

Viele New-York-Besucher hetzen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Da in diesen Vierteln eben keine „Berühmtheit“ vorzufinden ist, werden sie gerne stiefmütterlich behandelt. Ich bin jedoch der Meinung, dass man diesen Viertelbummel auf gar keinen Fall verpassen sollten. Setzen Sie sich in ein Straßencafé und lassen Sie die Umgebung auf sich wirken. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dabei genau so viel Spaß haben werden wie ich!

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